Der Festgottesdienst am Sonntagvormittag mit Pfarrer Leipold, dem ehemaligen Domkapitular des Bistums Würzburg Jürgen Lenssen und dem „Altpfarrer“ Otto Halk, der mit seinen 43 Amtsjahren als Pfarrer in Sommerau die Geschichte der 100 Jahre und das aktuelle Gesicht des Kirchengebäudes wesentlich mitgeprägt hat, hatte viel Ähnlichkeit mit der Pfarrkirche St. Laurentius, als „Spessartdom“ bekannt und geliebt. Was im Altarraum die drei Zelebranten und die elf Ministrantinnen und Ministranten, was auf der Empore der Kolping-Singkreis, stimmungsvoll begleitet durch Gitarren, Geige und Orgel, und der Bläserchor Sommerau boten, trug zum harmonischen, fast familiären Gesamtbild und zur spürbar guten Stimmung der Gläubigen entscheidend bei. Großen Anteil daran hatte auch Pfarrer Leipold, der seit fünf Jahren Sommerau neben Mönchberg, Schmachtenberg und Röllbach mitbetreut, mit seiner offenen, zugewandten Art. „Ich erkläre Sie alle zu geladenen Gästen“ sagte er zu den Besuchern in der gut besetzten Kirche und sorgte für fröhliche Gesichter. Spürbar gut kam am Ende sein herzlicher Dank an alle Helferinnen und Helfer mit der Vorsitzenden des Pfarrgemeinderats Sigrid Scheidler an der Spitze an, die das rundum gelungene Festprogramm erst möglich gemacht haben.
Kritische Töne schlug Jürgen Lenssen in seiner Predigt an, denn Harmonie und Zufriedenheit, die das Klima vor Ort prägen, sind in der Amtskirche seit langem nicht mehr selbstverständlich. Seine zentrale Kritik auch an der Bistumsleitung lautete: „Vom apostolischen Dienst kein Wort!“ Für ihn, mehr als zwei Jahrzehnte Direktor der Stiftung Kunstsammlung der Diözese Würzburg und vier Jahre lang Präsident der Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst e.V.“, ist das Ranking der wichtigen Themen, von denen heute in der Amtskirche die Rede ist, nicht hinnehmbar: „1.Finanzen, 2.Stukturen, 3.Missbrauch.“ Ihn stört auch eine Aussage des Bischofs, der davon sprach, man müsse „die Kirche, nicht die Kirchen erhalten“. Er und auch Leipold hielten dem mit Blick auf den Spessartdom die Bedeutung entgegen, die auch heute noch eine Kirche als Heimat der Menschen habe – so auch eine der vorgetragenen Fürbitten. „Die Kirche ist keine Bank“, sagte Lenssen in kritischer Abgrenzung gegen aktuelle Strömungen und urteilte: „Diese Einstellung ist auch Ursache vieler Kirchenaustritte.“ Die Klage, dass man den apostolischen Dienst nicht unter die wichtigsten Aufgaben einordnet, bekam er oft zu hören: „Ich kenne viele, die gerade des Glaubens willen der Kirche den Rücken zugewandt haben.“
Nach dem Festgottesdienst folgte die Kirchenparade mit Bläserchor und Ortsvereinen zum Gemeinschaftshaus. Dort gab es nach den Grußworten einen Frühschoppen, umrahmt vom Bläserchor Sommerau. Empathische Grußworte finden sich schon im Programmheft zum 100. Jubiläum. Die evangelische Pfarrerin Eschaus Romina Englert schlüpfte in die Rolle ihrer Epiphaniaskirche und versicherte dem katholischen Jubilar St.Laurentius: „Was uns verbindet ist viel größer als alle Konfessionsstreitigkeiten“. Bürgermeister Gerhard Rüth dankte allen, die sich in der Kirche engagieren. Diese habe nach wie vor „eine wichtige Funktion“, sei „moralische Institution“ und „Sinnstifterin“. Auch er lobte die „enge ökumenische Verbindung“ zwischen den Konfessionen vor Ort. Otto Halk, „Altpfarrer“ und treibende Kraft bei der Sanierung 2013, dem Rüth auch namentlich gedankt hatte, sagte allen, die ihren Anteil am gelungenen Werk haben und sich in der Kirchengemeinde engagieren „ein herzliches ‚Vergelt’s Gott‘!“ Er hat in seinen 43 Amtsjahren sicher auch das erfahren, wovon der aktuelle Pfarrer, Franz Leipold, schwärmte, die „mystische und geheimnisvolle Ausstrahlung dieser Kirche“ und ihre „Faszination“. Leipold bekannte: „Mein Herz schlägt auch in diesem Gotteshaus und es ist eine Freude, hier wirken zu können.“
Das Jubiläumsjahr endet am 2.Dezember um 19 Uhr mit einem Adventskonzert im Spessartdom. Davor werden im Juni Kirchenführungen – auch speziell für Kinder – angeboten, am 26.August eine „Kirchenrallye für Kinder und Jugendliche“ und am 16.Juli steigt um 18.30 Uhr in St. Laurentius ein großes Konzert mit dem Trio „Saite Eins“ und dem HeartChor Kettenrod.
Text und Bilder: Heinz Linduschka
Hintergrund: 100 Jahre Spessartdom
- Um 1330: Gründung der Pfarrei durch die Herren von Fechenbach, bis 1803 gehört Sommerau zum Fürstbistum Mainz, ab 1814 zum Königreich Bayern.
- 1910 wird unter Pfarrer Nikolaus Schnell (1906 bis 1920) ein Neubau beschlossen, ab 1911 von Architekt Ludwig Becker aus Mainz geplant mit einem Kostenvoranschlag von 82 000 Mark.
- 1912 beginnen die Bauarbeiten, die aber durch den Ersten Weltkrieg unterbrochen werden. Die Ausführung erfolgt durch den Maurermeister August Schnall aus Obernburg (1872 – 1973), der in der Region viele bedeutende Bauten errichtete. Eine große Spende für den Bau kam vom Zuckerfabrikanten Valentin Pfeifer (1837 – 1909) aus Köln und von dessen Geschwistern. Pfeifer ist Ehrenbürger von Sommerau.
- 1920 wird die Kirche fertiggestellt und am 6. Mai 1923 durch den Bamberger Weihbischof Dr. Adam Stenger eingeweiht. Pfarrer war Raphael Hahn (bis 1924).
- 1951/52 folgt die erste Renovierung unter Pfarrer Josef Ball: u.a. fünf neue Fenster und neue Glocken. 1962 wird die Ölheizung eingebaut, 1968 die Sakristei erweitert. Nach dem II.Vaticanum wird der Altarraum neu gestaltet, der neue Altar wird im Mai 1980 durch Bischof Dr. Paul-Werner Scheele geweiht. Pfarrer war Otto Halk (bis 2018).
- Es folgen 1992 die Sanierung des Kirchturms, 2005 die Sanierung des Kirchendachs und 2013 kam es zur großen Innensanierung und Umgestaltung unter Pfarrer Otto Halk (ab 1974 Kaplan; 1977 - 2018 Pfarrer). Wichtige Arbeiten: Altarraum vergrößert, Altäre und Figuren restauriert, Chorgestühl erneuert, Umsetzung der Kommunionbänke, neue Kirchenbänke, Sandsteinbodenbelag, Orgel instandgesetzt, Erneuerung der Tonanlage und Lichtanlage, Glaswindfang eingebaut und Außentreppe links saniert.
- 10. November 2013 erfolgt die Weihe durch den Weihbischof Helmut Bauer. Erwähnenswert: Bei dieser Renovierung wurden der Kostenrahmen von 540 000 Euro und der Zeitplan eingehalten. Der Eigenanteil der Kirchengemeinde betrug mehr als 80 000 Euro, die weitgehend durch Spenden abgedeckt werden konnten. Dazu kamen zahllosen Stunden Eigenarbeit freiwilliger Helfer.